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Im Wandel wandlungsfähig bleiben

Im Wandel wandlungsfähig bleiben

Mit rund 15 Prozent Marktanteil ist Denzel eine fixe Größe in Österreich. Zum 90. Geburtsjahr des Autohandelshauses, das auch China-Marken führt, sprachen wir mit Gregor Strassl und Hansjörg Mayr über Zeiten im Wandel und den Umgang damit.
INTERVIEW: Andreas Stockinger

In der Denzel-Zentrale in Wien-Erdberg wird gerade umgebaut, renoviert. Man kann das auch symbolisch nehmen, denn wie Strassl nachher erklärt: Ständiger Umbau und Wandel seien eine Konstante der 90-jährigen Unternehmensgeschichte.

STANDARD: Beginnen wir mit einem Blick in die Zukunft: Wie sieht die Mobilitätswelt zum 100. Geburtstag von Denzel aus?
Strassl: Da sehen wir ein Nebeneinander mehrerer Antriebsformen. Wir sind überzeugt davon, dass die Zukunft der Elektromotor ist, aber wir reden von 2034. Seit jeher steht das Haus Denzel für Technologieoffenheit. Der E- Motor ist ein wesentlicher Teil der Klimalösung, aber nicht der alleinige, wie von manchen Kreisen dargestellt. Die Politik soll und muss jeder Industrie Ziele vorgeben, aber nicht die Technologie. Es gibt ja Leute, die fest davon überzeugt sind, heute zu wissen, dass beispielsweise Biofuels und Carbon Capture sich nie rechnen werden. Wir sind nicht so vermessen, uns das einzubilden. Wir wissen, dass manche Technologien plötzlich einen Quantensprung machen können ...
STANDARD: ... wie derzeit die Batterien ...
Strassl: ... richtig. Wenn man ein Problem zu lösen hat, in dem Fall ein politisches, CO2 einsparen will und soll, dann ist das das richtige Ziel. Dann soll man an das Problem aber nicht nur ideologisch herangehen, sondern pragmatisch und die Realität nicht verweigern. 
Mayr: Technologieoffenheit beschreibt auch, dass wir ja damit rechnen, dass es in Zukunft neue Technologien geben wird. Blicken wir zehn, 20, 40 Jahre nach vorne, glauben wir, es könnten neue Varianten entstehen, die den Themenkomplex neu mischen. Letztlich geht es immer darum: Es soll ein Angebot geben, das für die Kunden jeweils die beste Lösung ist. Dabei entscheidet nicht immer die beste Technologie, es geht auch um die Leistbarkeit.
STANDARD: 90 Jahre Denzel: Was waren die bedeutendsten Meilensteine in dieser Zeit? 
Strassl: Drei: 90 Jahre Denzel ist 90 Jahre BMW. Wolfgang Denzel hat auf BMW Motorrädern angefangen, ist Rennen gefahren, ist darüber zum Motorradhandel und dann zum Autohandel gekommen. Zweiter Meilenstein: Denzel-DNA. Alles, was wir machen, wollen wir langfristig machen. BMW-Partner sind wir seit 1934. Die Partnerschaft mit Volvo besteht seit 1962. Mitsubishi machen wir seit 45 Jahren, Hyundai seit 32. Und der dritte Punkt, den ich für diese Jahre sähe: Denzel ist eine Firma, die im Wandel wandlungsfähig bleibt.
STANDARD: Ihr „Gründervater“ Wolfgang Denzel, Lebemann, Rennfahrer, Unternehmer, steht mit seinen VW-basierten Sportwagen nach dem Krieg für das letzte Kapitel eigenständiger heimischer Automobilproduktion, er gilt - siehe Proto- typ 700 von 1958 – manchen gar als Retter von BMW. Werden wir je wieder ein Kleinserienauto Marke Denzel sehen, einen E-Denzel vielleicht? 
Strassl: (lacht) Nein. Das war natürlich aus der Zeit heraus damals eine große Innovation vom Herrn Denzel, aus der Kriegszeit heraus, aus der Mangelwirtschaft. Aber Denzel ist in den Bereichen Automobilgroßhandel, -einzelhandel, Reifengroßhandel stark, mit der Denzel-Bank finanzieren wir alles rund ums Auto. Ganz klar also: Wir werden keine Produktion mehr angehen. Und zu BMW: Herr Denzel hat bestimmt einen Beitrag geleistet, aber „Retter von BMW“ war er ganz sicher nicht, das waren die Kernaktionäre, die Quandt-Familie.
STANDARD: 2023 wurden 239.150 Pkws in Österreich neu zugelassen, rund 35.000 stammen aus Ihrem Hause, sprich: 14,6 Prozent. Zufrieden mit der Performance?
Mayr: Wir sind ob des schwachen Marktes durchaus aufmerksam. Wir hatten in Österreich vor Corona jahrelang einen Markt mit 300.000, 330.000 Neuzulassungen jährlich.
STANDARD: Macht Ihnen bei E-Autos der Nachfrageeinbruch nicht Sorgen? Bei MG haben Sie ja schon reagiert und bringen auch Verbrenner.
Strassl: Wie gesagt, wir sind überzeugt, dass die Elektromobilität ein Teil der Zukunft ist, aber, nochmal: nicht die alleinige Lösung. Und der Kunde entscheidet. Was wir im Moment davon abzuleiten haben: Der individuelle Beratungsbedarf ist enorm gestiegen, es benötigt eine viel längere, tiefere Bedarfsanalyse.
STANDARD: Eine Herausforderung, die nicht kleiner wird, als erstens die Autos generell teurer werden und andererseits die günstigen Kleinwagen, die Einstiegsmodelle, sukzessive wegfallen.
Strassl: Wir sind ja durchaus auch in leistbaren Segmenten vertreten, aber Sie haben recht, die Autos wurden durch den allgemeinen Preisanstieg teurer, auch durch Auflagen der Politik. Jetzt mit GSR2 (Anm.: Regelwerk zur Erhöhung der Sicherheit im Straßenverkehr) schreibt die Politik den Herstellern vor, was sie an Sicherheitsfeatures drinnenhaben müssen. Inwiefern diese Bevormundung des Kunden sind, kann man trefflich diskutieren. Inwiefern sie die Preise erhöhen, ebenfalls.
STANDARD: Kommt das Ende der Massenmotorisierung, wie wir sie kennen, weil viele sich kein Auto mehr leisten können?
Strassl: Wir haben das analysiert: Von den fünf Millionen Autos in Österreich sind 70 Prozent weniger wert als 10.000 Euro. Trifft man vor diesem Hintergrund eine politische Entscheidung, geht es auch um eine soziale Frage. Das darf man nicht ausklammern, und das ist auch unser Wunsch an die nächste Bundesregierung, wie immer die dann zusammengesetzt ist, diese soziale Frage dabei nicht außer Acht zu lassen.
STANDARD: Sie sind Österreich-Importeur von Mitsubishi, Hyundai, BYD, MG, Maxus. Gerade geistern wieder Meldungen über Billig-E-Autos durch die Lande: ein BYD Seagull für 9000 Euro. Können Sie uns erklären, warum ein solcher Preis nie beim heimischen Kunden ankommen wird?
Mayr: Recht gut. Erstens hat der in China an- gebotene Seagull mit dem Produkt, das 2025 in Europa eingeführt wird, nichts zu tun. Zu uns kommt ein anderes Auto, mit anderen Abmessungen, größer, hat andere Assistenzsysteme, Sicherheitsstandards, Garantiebedingungen. Es kommen auch die Transportkosten dazu, die Europa-Organisation, Vermarktungskosten. Sprich: Die Preise, die oft in den Medien kursieren, wie günstig die Autos in China sind, kann man nicht so direkt übersetzen. Übersetzen könnte man es ungefähr so: Man nehme den chinesischen Preis mal zwei.
STANDARD: Heißt konkret: Aus dem 9000- Euro-Seagull wird in Europa ein noch dazu anderes Auto um die 20.000 Euro.
Mayr: Das könnte die Dimension sein, in der das Auto zu liegen kommt. 

GREGOR STRASSL, Jahrgang 1970, seit 2015 Vor- standsvorsitzender der Denzel-Gruppe, HANSJÖRG MAYR, Jahrgang 1961, als Vorstandsmitglied zustän- dig für Geschäftsentwicklung und Digitalisierung.

Interview DER STANDARD - Wien, am 15.06.2024

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WENN AUTO, DANN DENZEL
Die DENZEL Gruppe ist einer der führenden Automobil-Importeure und Mehrmarkenhändler sowie Finanzdienstleister für Händler und Konsumenten in Österreich. Mit einem Umsatz von 864 Millionen Euro, rund 1.300 Mitarbeitern und rund 45.500 verkauften Fahrzeugen pro Jahr zählt die DENZEL Gruppe zu den 100 bedeutendsten Unternehmen des Landes. Seit der Gründung durch den international anerkannten und erfolgreichen Automobilpionier Wolfgang Denzel im Jahr 1934 ist das Unternehmen kontinuierlich gewachsen und genießt heute einen erstklassigen Ruf als erfahrener, sicherer und kompetenter Partner für Industrie, Vertragshändler und Kunden.
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