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Peter Denzels Sportwagen: "Es war alles Handarbeit"

Peter Denzels Sportwagen: "Es war alles Handarbeit"
DER STANDARD ist 35 Jahre jung, Porsche 75 – ebenso wie Wolfgang Denzels Sportwagen. Sein Sohn Peter Denzel erinnert sich an das Ende einer ruhmreichen Tradition.

Der gastfreundliche Patriarch empfängt uns in seinem Büro in Inzersdorf, Richard-Strauss-Straße 14, er hat reichlich Unterlagen aus seinem persönlichen Archiv vorbereitet. Sportlich hat er sich schrittweise zurückgenommen, "ich bin ja nicht mehr der Jüngste", aber ab und zu fährt er noch bei historischen Veranstaltungen mit – zuletzt im Vorjahr mit seinem Denzel beim Gaisbergrennen in Salzburg.

STANDARD: Herr Denzel, heuer im Frühjahr ist das 60 Jahre lang verschollene Produktionsbuch zur hauseigenen Autoproduktion wieder aufgetaucht, es fand sich im Nachlass des 1999 verstorbenen STANDARD-Redakteurs Gerhard Hertenberger – der seine berufliche Laufbahn bei Ihnen begonnen hatte, unter anderem als technischer Zeichner. Können Sie sich an ihn erinnern?

Denzel: Selbstverständlich, sehr gut sogar, ich habe ihn oft in unserer Werkstatt in der Gumpendorfer Straße gesehen. Wir konnten uns gut riechen!

STANDARD: 75 Jahre Denzel Sportwagen, das allerletzte Kapitel des österreichischen Automobilbaus: Warum ist es so still um dieses Jubiläum, warum hat Ihr Haus es nicht selbst aktiv aufgegriffen?

Denzel: Das weiß ich nicht.

STANDARD: Wie kam Ihr Vater Wolfgang Denzel, ein international renommiertes Sport-Multitalent, eigentlich auf die Idee, eigene Autos zu bauen und damit im gleichen Jahr wie Porsche zu beginnen, als das Land noch in Trümmern lag?

 

Denzel: Mein Vater hat mit Ferdinand Porsche zusammengearbeitet im Krieg, sie hatten sich in Frankreich kennengelernt. Da entstand der gemeinsame Plan, einen Sportwagen zu bauen, auf Basis modifizierter VW-Teile. Sie haben die Kurbelwellen selbst gedreht aus Stahl, haben die Pleuel selbst gefräst aus Duraluminium, hatten eine Zylinderschleiferei, alles. Die Maschinen waren nach dem Wehrmachtsbetrieb zurückgeblieben. Der Plan lautete also: Die Maschinenteile werden bei uns gebaut, die Karosserie in Gmünd. Das hat sich dann aber zerschlagen.

STANDARD: Warum? Gab es ein Zerwürfnis? (Porsche befand sich von Dezember 1945 bis August 1947 in französischer Haft, Anm.)

Denzel: Ich glaube, mit Porsches Nachfolgern, mit Ferdinand selbst nicht. Mein Vater hat jedenfalls nicht gerne über das Kapitel gesprochen.

STANDARD: Die ersten Autos entstanden auf VW-Basis, Kübel- und Schwimmwagen, "Volkswagen WD (Wolfgang Denzel, Anm.) Equipment", später kam es zur Eigenentwicklung SS (Supersport). Wie haben Sie als junger Mensch die Produktion erlebt?

Denzel: Ich bin oft nach Gumpendorf gefahren, wo die Autos gebaut wurden, als 15-, 16-Jähriger mit dem Moped. Da habe ich sehr gerne zugesehen, wenn eine Karosserie in die Werkstatt gekommen ist und das Auto dort fertiggestellt wurde: Armaturen, Kabelbäume, Motoren, Achsen, Getriebe.

STANDARD: Waren Sie auch selbst aktiv?

Denzel: Im Sommer habe ich ein, zwei Mal eine Ferialpraxis gemacht. Da habe ich aber weniger an den Denzel-Autos gearbeitet als an den großen BMW V8 (501/502, Bauzeit 1952–1964, genannt "Barockengel", Anm.). Stoßdämpfer wechseln, solche Sachen. Unterm Wagen liegen, auf so einer Rolle.

STANDARD: Wie hat man sich den Betrieb vorzustellen, wie viele Mitarbeiter waren im Automobilbau beschäftigt?

Denzel: Schwer zu sagen. Das war ja alles im Rahmen des normalen Reparaturbetriebs – BMW im Wesentlichen und Panhard, Bristol war eigentlich nicht relevant.

STANDARD: Die Werkstatt-Reparaturmannschaft ist dann angetreten zur Autofertigung?

Denzel: Ja. Wir hatten eine Spenglerei, eine Sattlerei, da wurden Dach und Sitze gemacht. War das Auto in der Spenglerei fertig, wurde es aufgebockt, hinaufgebracht in die Autowerkstatt und dort zusammengebaut.

STANDARD: Wie lief eigentlich die Karosseriefertigung der Denzel-Sportwagen nach der Umstellung von Kunststoff auf Stahl und Alu ab?

Denzel: Die wurden alle bei uns getrieben. Auf Holzformen wurden zum Beispiel kleine Alustücke mit dem Holzhammer geklopft und dann verschweißt. Ganz ähnliche Vorgehensweise wie bei Porsche in Gmünd. Das musste ein geschickter Schweißer machen. Heute geht das leicht, früher mit Autogenschweißen: Wenn man da nicht aufpasste, hat man gleich ein Loch gehabt.

STANDARD: Und wie kam es zum Denzel-Logo?

Denzel: Das hat eine Salzburgerin gemacht, Lotte Strohschneider, Anfang der 1950er-Jahre. Die hat Stoffe entworfen für die Trachten- und Dirndlfirma Lanz. Wir hatten in Sankt Gilgen ein Haus, so kam das zustande.

STANDARD: Die Denzel-Sportwagen zeichneten technisch erstaunliche, allerdings auch oft allzu aufwendige Lösungen aus. Von den Stückzahlen Porsches in Gmünd lagen Sie jedenfalls weit entfernt, insgesamt wurden etwa 70 Denzel-Autos gebaut, rund 20 existieren noch. 1960 war dann Schluss.

Denzel: Wir hatten noch ein Chassis bei Vignale (italienische Autodesign- und Karosseriebau-Firma, Anm.), für eine andere Denzel-Karosserie, aber das war's dann. 1959 hatte es geheißen: Wir haben nichts mehr investiert, das letzte Auto wurde fahrbereit gemacht, dann ist das Ganze eingeschlafen. Es hat ja Ende der 1950er-Jahre auch das BMW-Vertriebsgeschäft begonnen, dann war keine Zeit mehr für so was. Überhaupt, es war halt schwer. Die Amerikaner wollten eine große Stückzahl von dem Au­to, aber wir konnten das nicht finanzieren und hatten auch keinen Platz zur Produktion. Nach dem Krieg war sehr wenig Geld da.

STANDARD: Das war bei Porsche anders.

Denzel: Natürlich. Die haben ja auch pro verkauftem VW 100 D-Mark bekommen.

STANDARD: Andererseits: Das Selbstbewusstsein Ihres Vaters war enorm, er pries in den USA und Frankreich seine Autos als Porsche deutlich überlegen an, sah sie auf Augenhöhe mit Jaguar. Warum baute er überhaupt weiter Autos?

Denzel: Mein Vater hatte eine sehr gute Presse in den USA. Das war noch vor der Devisen-Liberalisierung. Wir brauchten aber Devisen für den Import von Nash-Automobilen. Dazu exportierten wir Denzel-Autos und etwa 1000 VW-Umbausätze, auf 55 PS, in die USA. So kamen wir an die Devisen, um Nash zu importieren.

STANDARD: Rund 100.000 Schilling kostete ein Denzel in den 1950er, über dreimal so viel wie ein Käfer – ließ sich trotz des geringen Ausstoßes von zwei, drei Autos pro Jahr damit Geld verdienen?

Denzel: Nein. Das Geld wurde in der Werkstätte verdient. Der Autobau war ein Verlustbringer. Es war ja alles Handarbeit. Ich kann mich erinnern, da waren einmal Berater bei uns, und die sagten: Die Fahrzeugproduktion kostet zu viel Geld, hört besser auf damit.

STANDARD: Aber Ihr Vater hing mit großer Emotion daran.

Denzel: Das allerdings. Er ist auch viel und sehr erfolgreich Rallye gefahren damit.

STANDARD: Apropos: Was hat Ihr Vater als größten Erfolg seiner Autos betrachtet, im Motorsport zum Beispiel?

Denzel: Der größte Erfolg war der Gesamtsieg bei der Französischen Alpenfahrt 1954, auf WD Denzel Sport 1300. Da ist auch der Stirling Moss mitgefahren und viele Berühmtheiten. Dann x-mal die Österreichische Alpenfahrt et cetera.

STANDARD: Zu BMW kam Ihr Vater noch vor dem Krieg über das Motorrad, als Rennfahrer. Vor 65 Jahren dann präsentierte er BMW den Prototyp eines kleinen Familienautos, aus dem deren 700er wurde. Dass es BMW ohne dieses Auto nicht mehr geben würde, weiß nur ein Fachpublikum, das Verhalten der Münchener in der Angelegenheit war nicht besonders nobel. Können Sie sich an die Reaktion Ihres Vaters erinnern?

Denzel: Darauf hat er gar nicht reagiert. Er war aber gekränkt Anfang der 1970er, dass BMW den befristeten Importvertrag auslaufen hat lassen. Aus kollegialen Gründen wurde der Vertrag noch zwei Jahre verlängert, dann war Schluss.

STANDARD: Sie waren als Sporttalent ähnlich vielseitig angelegt wie Ihr Vater. Segeln, Motorrad-, Autorennen.

Denzel: Das hat mir einfach Spaß gemacht. Mit 19 Jahren habe ich mein erstes Motorrad bekommen, kurze Zeit später bin ich schon in Eisenstadt beim Bergrennen angetreten. Ich bin mehrfach Liége–Rom (Lüttich–Rom) gefahren, Coupe des Alpes, x-mal die Ennstal-Klassik, Tiroler Alpenfahrt. Zuletzt fuhr ich noch das Gaisbergrennen, jüngst auf meinem Denzel war das, 2022. Ich bin jetzt bald 85, da gebe ich es schon ein bisschen ruhiger. (Andreas Stockinger, 11.10.2023)

Interview in: Der Standard, 15.10.2023

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WENN AUTO, DANN DENZEL
Die DENZEL Gruppe ist einer der führenden Automobil-Importeure und Mehrmarkenhändler sowie Finanzdienstleister für Händler und Konsumenten in Österreich. Mit einem Umsatz von 864 Millionen Euro, rund 1.300 Mitarbeitern und rund 45.500 verkauften Fahrzeugen pro Jahr zählt die DENZEL Gruppe zu den 100 bedeutendsten Unternehmen des Landes. Seit der Gründung durch den international anerkannten und erfolgreichen Automobilpionier Wolfgang Denzel im Jahr 1934 ist das Unternehmen kontinuierlich gewachsen und genießt heute einen erstklassigen Ruf als erfahrener, sicherer und kompetenter Partner für Industrie, Vertragshändler und Kunden.
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